Können ungeborene Baby‘s per Herzschlag "morsen"?
Lebenszeichen und Sprachrohr, verschlüsselte Botschaft, Hilferuf, Lagebericht – an der Uniklinik Jena kann man zur „Langen Nacht der Wissenschaft“ mit dem Ohr am Herzen schauen, was das Gehirn des Ungeborenen so tut. Denn, so die Forscher: Der Herzschlag gibt dem Kind die Möglichkeit, mit uns zu kommunizieren. Nur was hat uns so ein Ungeborenes überhaupt zu erzählen? Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Uwe Schneider darüber, klärten, was man hier an dem Tag erleben kann und ob das zentrale Nervensystem tatsächlich Humorpotential hat…
Was kann uns das Herz über das ungeborene Kind erzählen?
Zunächst mal beantwortet uns das Kind mit seinem Herzschlag die Frage: Wie geht es Dir? Und das kann genauso mehrdeutig sein, wie die Antwort beim Smalltalk an der Bushaltestelle. Aber, da wir mit den Herztönen eigentlich nicht die Funktion des Herzens kontrollieren, sondern die des Gehirns, enthält der Herzschlag noch viele weitere Informationen über Alter, Gemüts- und Aktivitätszustand der Kinder.
Hat sich in den Methoden der "Abhörung" in den letzten Jahren viel verändert?
In der Klinik nicht so viel, die Methoden sind technisch robust und zunehmend mobiler, so, dass keine Schwangere mehr Sorge haben muss, sie wird mit Herztonüberwachung an die Kette gelegt. Je genauer man den Herzschlag aufzeichnen kann, umso besser sind natürlich die wissenschaftlichen Aussagen und da haben wir heutzutage Methoden, mit denen wir wie mit einer Antenne das Magnetfeld des kindlichen Herzens außerhalb des mütterlichen Bauches, völlig kontaktfrei und ohne Energieübertragung zum Kind, zeitlich und räumlich sehr genau betrachten können.
Konnten sie auf diesem Gebiet zur Forschung beitragen?
Unsere Arbeitsgruppe leistet hier am UKJ seit fast 20 Jahren Forschungsarbeit auf diesem Gebiet. Wir können zeigen, wie die Herzschlagmuster die Reife des autonomen Nervensystems anzeigen, welche Zusammenhänge zwischen Herzschlagmustern, Bewegungen, Aktivität und mütterlichem Stress bestehen und auch, wie die Kinder auf Versorgungsengpässe reagieren.
Was kann ich an diesem Abend auf der Geburtsstation erleben?
Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen, Ärztinnen und Hebammen werden wir ein vielfältiges Programm anbieten, das sowohl Einblicke in die alltägliche Arbeit in der Klinik als auch in unsere Wissenschaft bietet. Die Besucher haben die Möglichkeit, den Kreißsaal zu besichtigen und die Klinik für Geburtsmedizin kennenzulernen, aber auch, den Herzschlag der Kinder selbst zu erfahren und verschiedene Methoden auszuprobieren. Wir geben Einblicke in unsere wissenschaftlichen Arbeiten und stellen die Prinzipien unserer Methoden vor.
Sie veranstalten auch einen Science Slam, wo Unterhaltsames zum zentralen Nervensystem erzählt werden soll. Hat das Thema denn Humorpotential?
Und ob. Ich will natürlich nicht zu viel verraten, aber, vielleicht hat sich ja der eine oder die andere schon mal gefragt, ob es den kleinen Unterschied auch beim Herzschlag gibt, ob joggende Babys schlanker werden und wie gut man die Herztöne wirklich selber zählen kann, wenn die Geburt so richtig in Fahrt ist.
Weitere Details zur Veranstaltiung im Programm.